Ökologische Aspekte

Als die Wegwerfwindeln in den 60er Jahren die Haushalte junger Eltern eroberten, war das eine enorme Erleichterung für die Mütter, die meistens gleichzeitig auch Vollzeit-Hausfrauen waren. Kein ständiges Auskochen und Trocknen mehr von Mulltüchern - einfach in den Müll mit der benutzten Windel und eine neue ans Kind.
Ist es da nicht irgendwie erschreckend zu wissen, dass die erste Wegwerfwindel immernoch da draußen auf irgendeiner Mülldeponie liegt und das auch noch tun wird, wenn die Urururenkel des Trägers schon lange nicht mehr leben?

Das Problem mit dem Windelmüll

Etwa 10 Prozent des Hausmülls in deutschen Großstädten besteht aus Wegwerfwindeln. Um es etwas greifbarer auszudrücken: Pro Kind, das mit Wegwerfwindeln gewickelt wird, fallen etwa 1-1,5 Tonnen Windelmüll an, bis das Kind trocken ist. Das ist ungefähr das Gewicht eines VW Polo und eine ganze Menge, die entsorgt werden muss. 

Früher wurde Müll vorrangig auf Deponien gelagert. Hier benötigt eine Wegwerfwindel etwa 500 Jahre, um zu verrotten, was circa 16-17 Generationen entspricht. Außerdem verrottet sie auch nicht wie Lebensmittel oder Naturtextilien, da sie aus Kunstfasern und Kunststoffen besteht. Sie wird vielmehr in immer kleinere Bestandteile zerrieben, welche dann als Mikroplastik wieder den Weg in unsere Nahrungskette finden.
Die inzwischen weiter verbreitete Option, sich des nicht wieder verwertbaren Mülls zu entledigen, ist die Müllverbrennung. Und auch hierbei gibt es gleich mehrere Probleme, wenn es um Wegwerfwindeln geht. Der Superabsorber in den Wegwerfwindeln ist grundsätzlich auch ein Brandschutzmittel. Wenn man also ein schwer entflammbares Material, das zudem auch noch nass ist, verbrennen möchte, muss man Energie zuführen. Damit die Windeln nun verbrannt werden können, werden sie mit viel leicht brennbarem, trockenem Material, z.B. Sperrholz, und zusätzlich mit Brandbeschleuniger gemischt. Von Energiegewinnung durch Müllverbrennung kann hier also keine Rede sein. Abgesehen davon verbrennen die Windeln auch nicht rückstandsfrei. Etwa 2 Prozent hochgiftige Schlacke bleibt zurück, die in Salzbergwerken, ähnlich wie Atommüll endgelagert wird. Da kann man nur hoffen, dass davon nicht doch mal was ins Grundwasser sickert.

Mit Stoffwindeln ist es prinzipiell möglich, den Windelmüll auf Null zu reduzieren, also tatsächlich keinen Müll durch das Wickeln zu produzieren. Selbst mit kleinen bequemen Helfern wie Windelvlies oder Einmaleinlagen in Hybridwindeln werden immernoch 80% -90% Müll vermieden und insbesondere fällt kein Kunststoffmüll an. Und das nicht nur bei einem Kind. Die Windeln können für weitere Kinder verwendet, oder mit oftmals nur geringem Verlust wieder verkauft werden. Selbst nach der Wickelzeit können sie als Puppenwindeln oder Putzlappen ein neues Einsatzgebiet bekommen und sind so eine wahre Wohltat für unsere Umwelt.