Gesundheitliche Aspekte
Allen Eltern liegt die Gesundheit ihrer Kinder am Herzen. Trotzdem machen sich die Wenigsten Gedanken über beispielsweise einen wunden Po. Der gehört halt dazu, wenn man ein Wickelkind hat, meint man. Aber das ist leider ein Irrglaube und nur eines von mehreren möglichen gesundheitlichen Problemen, die auftreten können, wenn man Wegwerfwindeln benutzt.
Die Haut
Die Haut ist das größte Organ des Menschen und bei Babys etwa drei- bis fünfmal dünner als bei Erwachsenen. Dementsprechend sensibel reagiert sie auf Reize. Die Funktion der Talg- und Schweißdrüsen ist bei Babys noch eingeschränkt (darum riechen sie auch so gut) und die Temperaturregulation funktioniert noch nicht.
Eine Wegwerfwindel besteht außen aus einer wasserundurchlässigen Schicht, die zudem nicht wirklich atmungsaktiv ist - quasi eine Plastiktüte. Dies allein sorgt dafür, dass durch die Körperwärme in der Windel ein kleines Treibhaus entsteht - es ist also warm und feucht und damit der ideale Nährboden für Bakterien, abgesehen davon, dass es auch kein angenehmes Gefühl für das Baby ist.
Das Innere der Windel besteht aus einem Vlies, welches den Superabsorber bedeckt, der den Urin aufsaugen soll. Dieser Superabsorber unterscheidet allerdings nicht zwischen der Feuchtigkeit im Urin und der Hautfeuchte, sodass dem Babypopo Feuchtigkeit entzogen wird. Das Ergebnis hiervon ist eine trockene und spröde Haut. Das sieht man vielleicht nicht direkt, aber man kann die Hautfeuchte messen. Die Haut ist nun anfälliger für Mikroverletzungen, über welche wiederum Bakterien eindringen können, die Ausschläge oder sogar Windelpilze hervorrufen können. Einige Hersteller von Windeln haben dahingehend reagiert und die Windeln innen mit einer Lotion beschichtet, welche der Haut Feuchtigkeit zurückgeben soll. Allerdings kommt es hier zu einem gleich doppelt schädlichen Effekt:
Einerseits kann die Haut, die ja ohnehin schon in einer Pastiktüte steckt, durch die Lotion nun noch schlechter atmen. Dadurch kondensiert die Hautfeuchte an der Fettschicht der Lotion und wird wieder von der Haut aufgenommen - nicht besonders hygienisch. Der zweite Effekt ist eine überschießende Reaktion des noch nicht voll ausgeprägten Immunsystems des Babys auf die Lotion, welche Paraffine und oftmals auch Duftstoffe enthält. Das Resultat sind dann meist die typischen Rötungen, Pickelchen und nässende, offene Stellen, die dem Kind Schmerzen bereiten.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die chemische Reaktion, die in einer Wegwerfwindel abläuft. Der Urin reagiert mit dem Superabsorber. Dieser quillt auf und bindet die Feuchtigkeit. Dabei entsteht einerseits noch mehr Wärme, die sich in der Plastikwindel staut, und andererseits Ammoniak, der sich als beißender Geruch bemerkbar macht und die Haut des Babys noch zusätzlich reizt.
Bei Stoffwindeln kannst du entscheiden, welches Material an die Haut deines Kindes kommt. Es gibt verschiedene Fasern mit unterschiedlichen Eigenschaften, aber keine reagiert mit den Ausscheidungen des Kindes. In den Materialien sind keine Lotionen enthalten, die ja auch nicht nötig sind, weil der Haut keine Feuchtigkeit entzogen wird. Und vor allem sind sämtliche Außenmaterialien atmungsaktiv und temperaturregulierend, das heißt egal für was du dich entscheidest, du ziehst deinem Kind keine Plastiktüte, sondern eher einen Stoffschlüppi mit Einlage an - und was davon ist angenehmer zu tragen? Zudem kannst du im Gegensatz zu Wegwerfwindeln auch das Saugmaterial bei Stoffwindeln gezielt an das Ausscheidungsverhalten deines Kindes anpassen und damit optimal wickeln ohne dass die Haut unnötig gereizt wird. All dies führt dazu, dass bei richtiger Handhabung von Stoffwindeln ein wickelbedingter wunder Po nicht auftritt.
Die Fruchtbarkeit
Die durchschnittliche Körpertemperatur des Menschen liegt bei etwa 37°C. Bei dieser Temperatur kann der männliche Körper jedoch keine lebensfähigen Samenzellen produzieren, weshalb die Hoden "ausgelagert"sind. Direkt unterhalb des Körpers beträgt die Temperatur etwa 2-3 Grad weniger.
In einer Wegwerfwindel herrscht wie oben beschrieben jedoch ein anderes Klima und vor allem eine andere Temperatur. Es wird im Schnitt 2-3 Grad wärmer als in einer Stoffwindel oder ganz ohne Windel. Somit kann ein jahrelanges Tragen von Wegwerfwindeln die Fruchtbarkeit kleiner Jungs nachhaltig schädigen, da die Hoden dauerhaft erhöhter Temperatur ausgesetzt sind ohne die Möglichkeit abzukühlen. Sicherlich spielen auch anderen Faktoren wie die Ernährung, Umwelteinflüsse oder das Tragen sehr enger Hosen eine Rolle wenn es um Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit bei Männern geht, aber zumindest das schädliche Windelklima kann man umgehen, indem man mit Stoff wickelt.
Die Hüfte
Bei der Entwicklung der Hüfte spielt das Wickeln eine nicht unerhebliche Rolle. Das Hüftgelenk von Neugeborenen besteht noch aus weichem Knorpelgewebe, welches erst mit der Zeit verknöchert. Solange die Hüftgelenkspfanne noch weich ist und die Beinchen mehr gestreckt als angehockt werden, wie es bei den dünnen Wegwerfwindeln der Fall ist, kann es passieren, dass der Oberschenkelknochen sich in der Gelenkpfanne verschiebt oder schlimmstenfalls ganz aus ihr herausrutscht. Das ist nicht nur äußerst schmerzhaft für das Baby, sondern kann auch langfristig zu Haltungsschäden und Gelenkproblemen führen. Nicht ohne Grund empfehlen Ärzte ein breites Wickeln mindestens in den ersten Monaten.
Wegwerfwindeln sind sehr dünn und werden erst durch den Urin, der den kristallinen Superabsorber zu einer gelartigen Masse werden lässt, voluminöser. Wenn das Baby einmal die Beine streckt beim Strampeln, knautscht die Windel sofort zusammen und die Hüfte wird nicht unterstützt. Dadurch, dass Stoffwindeln nicht an Volumen zunehmen, ist das Windelpaket von vorn herein im Schritt breiter und kann nicht so leicht durch Bewegungen des Babys zusammengeknautscht werden. Insbesondere in den ersten Lebensmonaten, wenn die Hüfte am anfälligsten für Verformungen ist, reicht die Kraft des Babys noch nicht aus, um die Windel im Schritt so stark zu knautschen, dass die Beine lang gestreckt sind. Wenn das Baby älter wird und mehr Kraft aufbringen kann, ist auch die Hüfte schon reifer und die Verknöcherung fortgeschrittener.
Übrigens hat auch das Tragen einen positiven Einfluss auf die Hüftentwicklung. Bei Völkern, bei denen die Kinder fast ausschließlich dicht am Körper - meist der Mutter - herumgetragen werden, sind Fehlentwicklungen und Verrenkungen der Hüfte quasi nicht existent. Da liegt es doch nahe, Stoffwindeln und Tragen miteinander zu verbinden, um der gesunden Hüftentwicklung nicht im Wege zu stehen.